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Weit verbreitet, aber doch zu selten: die Wiesen-Witwenblume

20. 06. 2024

Mit ein bisschen Glück sieht man sie derzeit bis zum Spätsommer an den Straßenrändern: Die Wiesen-Witwenblume (Knautia arvensis). Kein Dauerbrenner, sondern ein Dauerblüher, der den ganzen Sommer über immer wieder neue, zart bis kräftig violett gefärbte hübsche Blütenköpfe bildet. 

 

Sehr zur Freude der Insekten: 19 Wildbienenarten, 5 Schwebfliegenarten und 39 Schmetterlingsarten wurden auf den Blüten beobachtet, die Raupen von 5 Schmetterlingsarten fressen vom Laub. 5 Wildbienenarten, die an der Witwenblume Pollen sammeln, benötigen zur Fortpflanzung unbedingt die Pollen von Witwenblumen, sind also spezialisiert. Dabei benötigt 1 Wildbienenweibchen die Pollenmenge von ca. 10-12 Witwenblumen, um ein Nest zu versorgen. Um eine einigermaßen stabile lokale Wildbienenpopulation zu erhalten, werden 50 Wildbienenweibchen angenommen. Habt ihr mitgerechnet? Richtig. Würde eine spezialisierte Wildbienenart den Pollen der Wiesen-Witwenblume für sich alleine nutzen können, dann würden etwa 500 Witwenblumen benötigt, um den lokalen Erhalt dieser Art zu gewährleisten. Wie oben beschrieben, nutzen aber ziemlich viele Insektenarten den Pollen der Witwenblumen , so z.B. auch die durch das beliebte Imkern sehr häufigen Honigbienen. Entsprechend wird geschätzt, dass mindestens 1000 Knautien auf relativ kleiner Fläche nötig sind, damit auch nur eine Population einer spezialisierten Wildbienenart erfolgreich existieren kann. 

 

Am Straßenrand kommt man nicht einmal annähernd auf diese Zahlen. Und auf Grünflächen, seien sie landwirtschaftlich genutzt oder aber im öffentlichen Raum, findet man Witwenblumen schon lange nicht mehr. Der Grund dafür ist die häufige Mahd: bevor die Samen ausreifen können, wird schon wieder gemäht. So trifft die Witwenblume das Schicksal der meisten Wildblumen: sie kann sich auf den existierenden Rasenflächen nicht erfolgreich vermehren. Straßenränder bilden oft wichtige Refugien, wo man die hübsche Wildstaude regelmäßig antreffen kann, aber natürlich in viel geringeren Stückzahlen, als wenn es eine große Wiese wäre. Es ist logisch, dass mit ihr auch die spezialisierten Insektenarten verloren gehen, oder?

 

Was können wir zum Erhalt der Witwenblumen-Spezialisten unter den Wildbienenarten tun?  Selteneres Mähen von öffentlichen Grünflächen würde den Witwenblumen und vielen anderen Wildblumen eine Ausbreitung ermöglichen und somit aktiv dazu beitragen, dass aktuell bedrohte Insektenarten wieder eine Lebensgrundlage erhalten. Mittlerweile ist Knautia arvensis auch als Staude in Baumärkten und Gärtnereien erhältlich. Wer also eine attraktive, pflegeleichte Wildstaude mit  hohem ökologischen Wert für sonnige Bereiche im Garten sucht: die Witwenblume ist eine dauerblühende Kandidatin!

 

***Aufgepasst! Verwechsle die Witwenblume nicht mit der ähnlich gefärbten Phacelia, die gern auf landwirtschaftlichen Nutzflächen als Bienenweide eingesät wird. Diese kommt aus Nordamerika und dient hierzulande keinen spezialisierten Insektenarten als Pollenlieferant***

 

Bild zur Meldung: Weit verbreitet, aber doch zu selten: die Wiesen-Witwenblume